1.Oberalmer Sportverein vs. ASV Taxham / Ein Gedanke…
 
Atmen. 7:19.
So liest sich in der kompakten Unschönheit zusammengezählt die Tordifferenz des Oberalmer Sportverein und des ASV Taxham aus den letzten drei Spielen. Positive Selbstläufer lesen sich anders. Damit beide Mannschaften nicht schon vor Abschluss der Hinrunde aus der in den letzten Spielen dargebotenen Achterbahnfahrt in die Geisterbahn umsteigen, ist ein »Anschreiben« für beide Teams dringend nötig.

Eine am letzten Samstag im Bereich der Möglichkeiten annähernd fehlerfreie erste Halbzeit des OSV beim USK Hof geriet durch zweifelhafte Tatsachenentscheidungen des Unparteiischen in Hälfte zwei konstant in Vergessenheit. Eine beängstigende wie dubiose Entwicklung, bedenkt man den Wert eigener Selbstdarstellung samt Selbstbelustigung im Moment der Sirene eines vermeintlichen Karrieresprungs des Referee, welcher ohne eigenes Zutun Engagement, Zeit und Energie von Menschen, welche Woche für Woche bemüht sind, für den eigenen Verein ein bestmögliches Arbeitsfeld respektive -klima zu schaffen, durch personifizierte Selbstbeweihräucherung in wenigen Augenblicken ad absurdum führt.
 
Im Chargon der Boxer würde man sagen, der ASV Taxham kommt »angenockt« ins schöne Oberalm. An einen Ort, wo der Gastgeber sportlich selbst in den Seilen hängt und taumelt. Im wahrsten Sinne des Wortes eine auf beiden Seiten sehr wackelige Angelegenheit. Nichtsdestotrotz schmeckt das Bier auch mit dem Rücken zur Wand am heutigen Samstag nicht mieser als davor; nur die Jungs in den grünen Jerseys haben einen Auftrag. Nichts muss, alles darf. Irrtum! Denn was muss muss, und heute muss. »Ang'schrieben« muss werden, denn viele Möglichkeiten für einen versöhnlichen Abschluss der Hinrunde bietet der Spielplan nicht mehr. Der Oberalmer SV fliegt in Phasen mit den Vögeln, so anmutend schön kreist das runde Leder in den eigenen Reihen; nur um wenig später auf einem Sandkorn auszurutschen und tief zu fallen. Ein Irrsinn, der diesen Sport im Dasein von Freude und Verzweiflung seit jeher prägt und zwischen »Fliegen-lernen« und »Aufschlagen« wenig Platz lässt. Der OSV ist Krösus und spielt zugleich in Selbstversklavung. Der OSV sitzt in der Klemme. Im Sein, im Agieren, im Wollen und Dürfen.
So viel sei vorweg genommen: Die Spieler auf dem Rasen in den grünen Trikots werden an diesem tristen wie kalten Samstag-Nachmittag die Aufgabe ASV Taxham mit Bravour meistern. Eine Kür bleibt aus. Bei allem Respekt, zu oft stand man sich selbst im Weg und der Gegner war man selbst.
 
Der Agitator würde gerne schreiben:
»Die Hütte ist voll. Die Bude brennt. Ein Abstiegsfight samt crowd an den Banden, wie ihn sich die fidelen Ästheten und die Bushwackers unter den Kickern wünschen.«
Dem ist leider nicht so. Die Banden an der Unterführungsstraße wieder einmal so schön im Dickicht wie in den letzten Runden im Meisterjahr zu sehen, dass man selbst aus der zweiten Reihe kurz überlegt ist, nach vorne zu drängeln, wär' schön. Aber nicht heute. Heute schreiben wir den 27. Oktober 2018, 14 Uhr. Und wärmere Tage hat dieser Ort auch schon gesehen. Und sportlich…. Ja, auch.
 
Kick off jetzt, die Kugel fetzt…
 
Es braucht keine Sadia, keinen Wortschwall. Die Geschehnisse auf dem Grün am heutigen Nachmittag sprechen eine deutliche Sprache. Der Oberalmer SV gewinnt das Match gg den ASV Taxham zu Hause an der Unterführungsstraße vor spärlicher Kulisse verdient mit 4:1. Im Dasein des Gegners war man lange Zeit wieder der eigene Antagonist. Verunsicherung und Angst vor dem plötzlichen Aus konnte man selbst an den Banden riechen. Was auf dem Spiel stand, waren nicht mehr und nicht weniger als drei Punkte zum Klassenerhalt. Die Mannschaft kann ganz viel, die Situation schenkt Blockaden. Woche für Woche stehen ausgezeichnete Kicker auf dem Feld. Der Großteil der Kritik aus den eigenen Reihen ist der Tabellensituation geschuldet und findet seine Rückkehr im Zusammenhalt des Kreises innerhalb der Blase angeeigneter Fähigkeiten, ein Fußballspiel nicht zu einen Totum, sondern einzig allein zu einem freudigen Erlebnis werden zu lassen. Während die Jungs aus Taxham mehr damit bemüht waren, die eigene Unzulänglichkeit, denn den Gegner zu verteidigen, hatte der OSV sichtlich Probleme, Vergangenes ungeschehen zu machen. »Wennst hinten drin bist, bist im Hirn blockiert.« Der Widerstand des ASV Taxham fand durch die Darbietung der Oberalmer Jungs über neunzig Minuten keinen Zuspruch. Bemühungen, den Gegner unter Druck zu setzen, scheiterten alsbald am eigenen Unvermögen, wie auch an der klug ausgelegten 4-1-4-1-Maschinerie der Gastgeber. Doch Befreiung konnte selbst das 1:0 der Oberalmer in der 21. Minute nicht vermitteln. Es knistert. So sehr laut, dass sich die Balken und Banden biegen. Der Oberalmer Sportverein steht mit dem Rücken zur Wand. Ein befreites Aufspielen hat man zuletzt im Meisterjahr 2016/17 gesehen. Trotz Führung war die Verunsicherung nicht wegzudenken. Eine Spiegelung aus Krampf und individueller Fähigkeiten, die sich im Verlauf des Spiels voneinander lösen und anschaulich die Klasse der Oberalmer Kicker gg Unmut und Selbstetikettierung verlorener Spiele in den letzten Wochen verteidigen sollte. Um einer im Kopf der Spieler philosophischen Antwort entgegen zu wirken, die keine Fragen braucht, drängt sich dann doch die Frage nach der Analyse auf. Die Spieler sind zugetextet. Woche für Woche. Nicht nur am grünen Rasen finden Gespräche statt. Um dann mit angezogener Handbremse, weil durch die Ereignisse der letzten Wochen gebeutelt, eine performance abzuliefern, die am Ende einen 4:1-Sieg einbringt, erfordert Charakter. Viel zu leicht lässt man sich fallen und suhlt sich in der Gepflogenheit des eigenen Selbstmitleids. Der OSV war an diesem Nachmittag gut. Der OSV war an diesem Nachmittag nicht überragend. Der OSV war gut. Einen Gegentreffer musste die Mannschaft hinnehmen. Haltbar? Vermutlich ja. Doch auch Katzen müssen mal schlafen. In Anbetracht der Situation ist es dem Goalie des OSV aber nicht hoch genug anzurechnen, sich ohne Spielpraxis in der ersten Elf wortlos abnickend in das Haifischbecken „Abstiegskampf“ zu begeben, um darin zu schwimmen. Die Abscheu dieses Sports findet sich im 2:0 (40.) des OSV wieder. Der ASV Taxham wird nun seinerseits äußerst unruhig. Die Ruhe vor dem Sturm. Denn als nach der Halbzeitpause in Minute 73. der Mannschaft aus der Landeshauptstadt der Anschlusstreffer gelingt, findet sich der OSV wieder dort, wo man in den letzten Wochen zu oft gewesen ist und sich nicht mehr wiederfinden wollte. Unsicherheit macht sich breit. »Eine sehr gefährliche Situation«, sagt da jemand neben mir. Treffender geht nicht. Die Symbolik der Partie ist allerdings eine andere. Keine Sekunde hat man das Gefühl, dass diese Partie aus Sicht der Heimischen den Bach abwärts fließen könnte. Die Dimension fußballerischen Gourmets ist der Tabellensituation gleich und mehr als nur salopp äquivalent. ASV Taxham wie auch der OSV bieten keine fußballerische Feinkost. So wie man in Phasen einem imaginären Fußballspiel zuguckt, bricht eine Kleinigkeit auf zur Restauration. Personifizierung ist unsäglich im Mannschaftsport. Es ist immer das Team. Und kein Spielername steht am Ende der Saison in der Tabelle. Nein, es ist immer der Name des Vereins. Aber, aber, aber… »Tom, du Schlawiner, so wie du dir in der Ästhetik schön weich und sanft den hohen Ball nach dem Ausschuss des Goalie über den Fußballschuh gestreift hast, das war einfach anbetungswürdig. Danke dafür!«
Wir schreiben die 88. Spielminute. Ein Knaller ins kurze Eck schenkt dem OSV das 3:1 und damit den sicher geglaubten Sieg im Duell der »Kriselnden«. Das Stigma des OSV ist zugleich die Lust an Spaß und Freude. Alle hier sind in den letzten Jahren in den Ozeanen geschwommen, weit, tief und in den schönsten Momenten wurde auch getaucht. Hier schwimmt und taucht man aber nicht nur gemeinsam, nein, man sauft auch gemeinsam ab. Es ist die Mär des OSV. Man muss wissen, mit welcher Kraft und mit welchen Moloch es man hier zu tun hat. Nicht alle wissen das. Es ist die Schwarzblende, zwischen Biertableau und Worten der Niederkunft. Wenn man fühlen möchte, wie es sich sportlich zwischen den Fronten aus Lieblichkeit der Freude und Dunkelheit in Niederlagen anfühlt, dann geht man zum OSV.
Eine Dialektik hat das Match noch. Es ist eine Dialektik der Befreiung. Es ist das 4:1 durch einen penalty in der Nachspielzeit, der den verschossenen penalty der Oberalmer in der 78. Minute repariert.
 
Der OSV in der 1. Klasse Nord. Hart erkämpft. Drin bleiben. 4:1 gg ASV Taxham. Tabellenplatz 12 von 14, dennoch: »Die Reise ist noch nicht zu Ende. Weiter Atmen«
 
Das Wahre ist das Ganze. Eigensinn ist eine Parodie des Charakters.
 
Respekt für jeden mit Respekt. Kick and create!
 
Sportplatz Oberalm: attendance ~ 80
Schiedsrichter: Markus Wolf (gut)
[Explizit: Beniamin Tescu (ASV Taxham) bzw. Roman Staufer (1.OSV)]